Narrenverein Krähenloch Gutmadingen

Die Geschichte (Die Sage)


D' Burgbläri

Obwohl mehr als sieben Jahrhunderte verflossen sind, seit der Hauptzweig der Freiherren von Wartenberg, dessen Burgen sich auf dem Wartenberg erhoben, ausgestorben ist, hält eine Sage bis heute das Andenken an dieses Edelherrengeschlecht wach. Diese Sage mag im Zusammenhang mit der Trennung des Edelherrengeschlechtes in zwei Linien stehen. Das scheint ein Tagebucheintrag des Abtes Georg Gaisser von St. Georgen aus dem Jahre 1645 zu beweisen. Der Eintrag lautet in der deutschen Übersetzung:
 
"Oftmals streiten Verwandte und, was noch verwunderlicher ist, leibliche Brüder in grimmigem Hasse. So berichtet die Sage, daß sich zwei leibliche Brüder aus der Familie der Freiherren von Wartenberg in heißem Streit bekämpft haben, wobei der eine die alte Burg, die jetzt in Trümmern liegt, inne hatte, der andere die neue Burg, die noch steht."
Die heute noch im Volke um den Wartenberg bekannte Sage erzählt.


Der Brautraub
 
Die Schreckensherrschaft des Ritters Cuno
Schwer waren die Zeiten für die Leute rund um den Wartenberg, als der Edelherr Cuno in seiner Burg auf dem Wartenberg regierte. Fronen über Fronen verlangte er von seinen Untertanen und Steuern über Steuern. Manches arme Bäuerlein, das die von ihm verlangten Abgaben nicht bezahlen konnte, verschwand in den finsteren Verließen unter der Burg droben auf dem Wartenberg. Unter der ganzen Burg und bis hinab an den Fuß des Berges waren diese Verließe in den harten Felsen gehauen. Wehe dem armen Tropf, der in ihnen eingeschlossen wurde! Für eine lange Zeit bekam er das Sonnenlicht nicht mehr zu sehen. Kein Seufzer und kein Verzweiflungsschrei konnte durch den Fels hinaufdringen. Zu tief im Berg waren die Verließe ausgehauen. Unsägliches Elend hatte in ihnen seine Heimstatt. Der Himmel mußte sich darüber erbarmen bis der Herrgott seiner Langmut endlich ein Ende setzte. Eine letzt himmelschreiende Schandtat des Edelherren Cuno brachte es dazu.

Die Bauernhochzeit
Es war an einem warmen Maientag. Die Lerchen trillerten hoch droben in den Lüften, und im Längewald rief der Kuckuck. Überall in Feld und Wald hatte ein Wachsen und Blühen angehoben, wie seit vielen Jahren nicht mehr. An diesem Maientag feierte ein reicher Bauernbursch mit der schönsten Jungfer weit und breit in Gutmadingen seine Hochzeit. Das Brautpaar hatte vom Pfarrer in der Kirche seinen Segen erhalten und im Wirtshaus die Musikanten zu spielen begonnen, als plötzlich und unversehens die Türe ganz aufgestoßen wurde.
Der Edelherr Cuno und eine ganze Schar Herrenleute in seinem Gefolge stand vor der Hochzeitsgesellschaft. Schlagartig und mit einem Mißton brach das Spiel der Musikanten ab. Totenstill war es im Saal, denn jeder der Hochzeitsgäste kannte den Edelherrn Cuno und niemand erhoffte sich etwas Gutes von seinem unerwarteten Besuch. Zwar wünschte der Edelherr dem Brautpaar kein Glück, wie es Brauch und Sitte gewesen wäre, setzte sich mit seinem Gefolge aber an einen der Tische. Es hatte den Anschein, als ob er das Fest nicht stören wollte. Nachdem sich die Hochzeitsgesellschaft von ihrem ersten Schrecken erholt hatte, wurde alles getan, daß sich die ungeladenen Gäste am schönsten Tag des jungen Paares hätte wohl fühlen können. Die Musikanten begannen wieder zu spielen.

Der Raub der Braut
Schon während des ersten Taktes standen die Ritter aus dem Gefolge des Edelherrn Cuno von ihren Plätzen auf und forderten die schmucksten der anwesenden Mädchen zum Tanze auf. Auch der Edelherr Cuno erhob sich und ging auf die Braut zu. In allem Anstand und auf Ritterart hielt er bei ihr um einen Ehrentanz an. Sie verwehrte ihm den gewünschten Tanz nicht und auch der Bräutigam war einverstanden, wenn auch nicht gern. Kaum hatte der Edelherr seinen Arm um die Braut gelegt und sie die ersten Schritte gemacht, als er sie blitzschnell an sich riß und mit ihr zur Türe hinausstürmte. Bevor sich der neue Schreck der Hochzeitsgesellschaft gelegt hatte, saß der Edelherr vor dem Wirtshaus im Sattel seines Pferdes und jagte mit der geraubten Braut der Burg auf dem Wartenberg zu. Wie das wilde Heer stob sein Gefolge hinter ihm her.

Die Bauern verbünden sich zum Widerstand
Lange wurde die Gewalttat als einer der schlechten Scherze des Edelherrn Cuno angesehen, und es wäre nicht sein erster gewesen. Aber die Zeit verging, es wurde Abend, und die Braut blieb verschwunden. Immer höher stieg die Erregung im Dorf. Als die Nacht anbrach, hatte sie sich zum Aufruhr ausgewachsen. Umsonst riefen ältere und besonnenere Männer zur Ruhe auf. Berittene Boten wurden nach Baldingen und Sunthausen, nach Geisingen und ins Kirchtal geschickt. Als der Hochzeitstag zu Ende ging, war es eine beschlossene Sache, daß die geraubte Braut mit Gewalt zurückgeholt werden sollte. Im ersten fahlen Morgenlicht machten sich Gutmadinger, die Geisinger und die Bauern aus dem Kirchtal mit Sensen, Hauen und Äxten an den Donauufern zwischen Gutmadingen und Geisingen auf den Weg zur Burg auf dem Wartenberg. Auf der entgegengesetzen Seite des Berges befanden sich die Wartenberger Bauern und Untertanen von Sunthausen und Baldingen bereits auf dem gleichen Weg.

Die Bauern stürmen die Burg
Die Burgwächter bliesen Sturm, als sie die bewaffneten Bauern in hellen Scharen anrücken sahen. Aufgeschreckt fuhren die Herren in der Burg von ihren Lagern hoch. Sie hatten sich noch nicht lange niedergelegt gehabt, denn nach dem gelungenen Raub hatten sie im Rittersaal der Burg lange gefeiert und gezecht. Als sie nun mit schlaftrunkenen Augen und schweren Köpfen über die Burgmauern schauten, erschraken sie. Rund um die Burg blitzten Hunderte von Sensen in der Morgensonne. Finster schauten die Belagerer drein. Ihre Zurufe verhießen nichts Gutes. Der Edelherr Cuno lachte aber nur höhnisch auf, als sie ihr Begehren vorbrachten, und rief den Aufrührern spöttisch entgegen, daß sie ihre Sensen schon doppelt gut gedengelt haben müßten, wenn sie gegen die starken Mauern der Burg ankommen wollten. Er glaubte sich hinter den starken Burgmauern sicher. Als sich am gleichen Abend die Sonne zum Untergehen hinter den Schwarzwaldbergen anschickte, stand die stolze Burg in hellen Flammen. Bald nachdem die letzte Abendsonne ihre letzten glutroten Strahlen über die Baar geschickt hatte, war vom festen Turm der Burg kein Stein mehr auf dem anderen.

Die Flucht des Ritter Cuno
So sehr die Eroberer auch suchten, Von der geraubten Braut und dem Edelherrn Cuno war nicht die geringste Spur zu finden. Er hatte sich mit seinem Raub in die unterirdischen Gänge geflüchtet, als seine empörten Untertanen wild in die gebrochene Burg stürmten. Wer wollte dort den Übeltäter finden ? Niemand kannte den Eingang und niemand den Ausgang dieser Gänge. Trotzdem entkam der Brauträuber nicht ungestraft. Am Ausgang des unterirdischen Ganges, dem einzigen Ausweg, der dem Edelherrn Cuno noch offenstand, fing ihn sein eifersüchtiger und neidischer Bruder ab.

Der Brudermord und die Rache des Bräutigams
In einem verbissenen Kampf unterlag Cuno seinem Bruder und fiel von seiner Hand. Der Mörder wollte mit der ihm zugefallenen Braut auf dem schnellsten Wege das Weite suchen. Aber es war zu spät. Der Kampflärm der beiden Brüder war auf dem Burgplatz gehört worden. Im gleichen Augenblick, als Cunos Bruder mit der Geraubten flüchten wollte, wurde er zusammen mit seinem unseligen Raub von einem wilden Schlag von der Axt des verbitterten und enttäuschten Bräutigams getroffen. Mit teuflischem Hohn hatte der Edelherr Cuno diesem vor seiner Flucht den Treuebruch seiner jungen Frau zu wissen gegeben.

Der Fluch
In wilden Nächten, wenn es gewittert und stürmt, daß die hohen und uralten Eichen im Unterhölzer erzittern, kann man beim Aufzucken der Blitze schattenhafte Gestalten um die alte verfallene Burgruine auf dem Wartenberg und den längst verschütteten Ausgang des unterirdischen Fluchtganges huschen sehen. Wenn sich der Sturm für einen Augenblick ausruht, ist das dumpfe Bellen eines Hundes und das klägliche Miauen einer Katze vernehmbar. Es sind die Gestalten und Stimmen der beiden feindlichen Brüder, die in solchen Nächten an den Orten ihrer Untat umgehen müssen. Ganz unten am Berg aber sei die Stimme des unglücklichen Bräutigams zu hören. Mit Lauten voll Jammer und Schmerz, daß es kaum zum Mitanhören sei, suche er bis auf den heutigen Tag noch immer seine geraubte und verführte Braut.

Die unterirdischen Fluchtgänge
Der Wald auf der Pfohrener Seite des Wartenbergs, in dem man den verschütteten Ausstieg aus dem unterirdischen Gang suchen muß, heißt seit jenem Geschehen, in dem die beiden Edelherren von Wartenberg ihren unrühmlichen Tod fanden, "Ritterstieg". Die Sage weiß auch zu berichten, daß einer der unterirdischen Gänge vom Wartenberg aus unter der Donau hindurch bis zum Längeschloß geführt habe. Wenigstens drei Stunden Weges liegen der Gipfel des Wartenberges und der Platz, auf dem einst das Längeschloß stand, auseinander. Allein schon diese große Entfernung macht einen unterirdischen Gang zwischen den Burgen auf dem Wartenberg und dem Längeschloß unmöglich. Zudem wurde das Jagdschloß im Längewald erst erbaut, als die Burgen auf dem Wartenberg längst in Trümmern lagen.

 
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